Singapur.
Lokales Leben einmal scharf, bitte.
Manchmal, da passieren einem diese Dinge. Und man erlebt sie nur, wenn man sich Zeit nimmt, für das lokale Leben. Die alte Frau rührt jetzt schon eine Weile in der heißen Bratpfanne rum. Ich stehe in ihrer holzgetäfelten Küche und schaue ihr beim Rühren zu. Heißer Dampf steigt auf und schwanger ist die Küchenluft schon lange: Zwiebeln und Knoblauch. Sie gießt Kokosmilch in die Pfanne und mengt die Milch so graziös dem Inhalt der Pfanne bei, wie damals Maren Gilzer nur die Konsonanten beim Glücksrad umdrehte.
In Singapur sind drei Viertel der Bevölkerung Chinesen und in der Küche schießen die scharf. Ich war für ein paar Tage in das Haus der Familie der alten Frau eingeladen worden. Als erstes sah mich das gerahmte Bild an der Wand im Flur an. Das schwarz-weiße Foto zeigt die Frau mit ihrem Mann bei der Hochzeit. „Beautiful,“ sage ich, in der Hoffnung, von ihr verstanden zu werden und schiebe noch ein scheues Lächeln nach. Die alte Frau schaut auf, lacht und sagt: „Long time.” Mit ihrer freien Hand winkt sie dabei ab. Ich will wissen, wie alt sie heute ist. Zweiundsiebzig ist ihre Antwort und sie fügt der bloßen Zahl „Very old“ hinzu. Sie sieht aus wie Vierzig. Ich hatte gerade die Andy Warhol Ausstellung 15 Minuten Ewigkeit besucht. Dort stand: Alles hat seine Schönheit, aber nicht jeder sieht sie. “Still beautiful,“ sage ich daher. Wieder lacht sie. Gackernd.
Sie lässt routiniert einen Eßlöffel hausgemachter Chillipaste in die Pfanne plumpsen. Und ich frage mich, wozu und für wen, sie einen zweiten, dritten und vierten Löffel aus dem riesigen Behälter schält. Die Luft ist nun auch chilligeschwängert. Ich muß husten. Wieder lacht die alte Frau. Feixend diesmal.
„Eat!“ befiehlt sie mir. Sie hat mir kunstvoll drei Schöpflöffel Kochkunst auf den Teller gehievt. Immer wieder legt sie den Löffel dabei ab, macht eine Pause. Dann eine fließende Handbewgung mit der Kelle und es scheint, sie bete dabei. Ich schaue zu der alten Frau herüber. Und die alte Frau schaut mich erwartungsvoll an. „Ganz schön scharf!“ möchte es am liebsten aus mir herausbrechen, wie die glühende Lava aus dem Innersten eines Vulkans. Ich nicke aber nur mit dem Kopf, kauend und nach Luft ringend. Zufrieden lehnt sie sich zurück und lächelt milde ihr schönes Hochzeits-Lächeln, während ich das schärfste Curry meines Lebens verschlinge.
Manchmal, da braucht man Zeit. Zum Essen, zum verdauen, zum verstehen. Und dann lohnt es sich, zu bleiben. Nicht zu reisen und das lokale Leben zu leben.
Die Möglichkeiten eine längere Zeit an einem Ort zu verweilen, um das lokale Leben aufzusaugen, sind zahlreich. Ob bei Freunden oder einer Familie zu wohnen, wie in Singapur, Couchsurfing zu machen oder auch in einer eigenen Wohnung leben. In Berlin konnte ich beispielsweise im Rahmen des Blog-Camps eine Woche lang in einem Appartement des Anbieters GowithOh wohnen.
Link zu GowithOh (Anbieter von Ferienwohnungen): http://www.gowithoh.com/
7. März 2013
2 responses to Singapur.
Lokales Leben einmal scharf, bitte.
Scharf ist Leben. Und Singapur in jedem Fall einen Abstecher Wert. Wir mögen beides. 😉
hallo nikki und michi – singapur ist wirklich eine sympathische grossstadt in asien. ein schöner mix aus neu und alt. und ich habe tolle menschen dort getroffen. was hat euch besonders gefallen?