Tel Aviv.
Augen müssen reisen.

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Nicht weit vom Hilton-Beach baden heute nur die Frauen. An drei anderen Tagen sind nur Männer erlaubt. Am Tayalet von Tel Aviv kann sich niemand mehr verstecken. Wie Gott dich schuf. Mit welchem Gott Deine Affäre auch immer gerade läuft.

Tolerantes Tel Aviv!

Der größte Wunsch eines Juden an Gott, sagen sie hier, sei ein Platz im Paradies im Jenseits und ein Platz am Strand von Tel Aviv im Diesseits. Der Reiseführer, der auf meinem Nachttisch wartet, tönt, Tel Aviv bestehe aus mehr als Minirock und freien Bauchnabeln. Ich kämpfe nicht, ihm das zu attestieren. Ich mag die Lebendigkeit des Wenigen.

Stürmisches Tel Aviv!

Ich liege früh morgens auf dem Rücken am Strand von Tel Aviv und blicke in den babyblauen Himmel. Eine Bildhübsche schwebt über mir an mir vorbei und zwingt meinen Blick jedem Zentimeter ihrer Haut, jeder ihrer Faser, zu folgen. Es ist ein ewiger Moment. Die Folter endet nie. Und ist doch nur der kümmerlich kurze Rest meines Seins – der nicht ausreichend sein wird, um das gierige Verlangen nach Schönem zu stillen. Meine Augen sind gefangen: Gefangen, in einem Käfig voller Schönheit. Ich wünsche mir Unendlichkeit. Nur für heute.

Verführendes Tel Aviv!

Das Mädchen streift ihre Schuhe ab. Ein winziges, kreisrundes Muttermal oberhalb des kleinen, rotlakierten Zehs kommt zum Vorschein und scheint dort, wie eine einsam blühende Blume auf einer goldbraunen Wiese. Wie ein Reh – gerade neu geboren, natürlich und klein, mit den Füßen erstmalig den Boden spürend – tappst das Mädchen im vulkanheißen Sand, hinunter zum Meer. Jeden Moment könnten die Sirenen heulen. Doch davonlaufen gilt nicht.

Mutiges Tel Aviv!

Die nackten, langen, goldbraunen Beine gehen in zwei Hügel über, die wie zwei süße, reife Apfelhälften in einem zwei Nummern zu kleinen Minirock aus Jeansstoff stecken – bedeckt und doch aufregend. Sie münden in Hüften, die den Atem ringen lassen und in einer geschwungenen Taille, die wie auf einen Tanz wartet. Jeder Tanz könnte Dein letzter sein, sagen sie in Tel Aviv.

You got that swing, tapferes Tel Aviv!

Nach einem endlosen Moment unerträglicher Gefangenschaft, reist mein Blick noch nördlicher, wo der nackte Hals  fast bedeckt ist, durch schulterkurze glatte Haare, unerhört schwarz, wie holländische Lakritze. Augen müssen reisen. Nichts, was noch besser wär, als dieser Tag am Meer.

5. April 2013

One response to Tel Aviv.
Augen müssen reisen.

  1. Jule said:

    Fuck, ich bin gerade über deinen Blog gestolpert und verschlinge deine Posts.
    Und ich bin erschüttert, dass es zu diesem noch keine Kommentare gibt.
    So viel Erotik! Ich bin hin und weg. Schon wieder.

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