Thailand.
Mollige Mönche.
Das beste Thai-Curry meines Lebens schmeckte vorzüglich. Doch dann wurde ich Mönch. Ging es an gleicher Stelle beim letzten Mal um nordkoreanische Bonbons aus Wurst, muss ich heute mollige Mönche in Thailand beklagen. Thailands Mönche sind zu dick, schallt es aus dem Bläetterwald.
Wie ein Michelin Männchen, gehüllt in das Zirkuszelt vom Zirkus Krone, ziehen die Brüder frühmorgens surrend durch Bangkok´s und andere Strassen von Haus zu Haus. Mit Opferschalen bewaffnet, treiben sie die täglichen Essensgaben ein – und zwar so abgebrüht und ungerührt, dass Kiezgrößen auf St. Pauli während ihres mittäglichen Fischbrötchenverzehrs ausrufen: „Lasst uns mal nach Thailand juckeln! Die Mönche ziehen da ne bannig dicke Nummer ab!“
Dick, wie Ottfried Fischer, Preisträger des Sigi-Sommer Talers 2012 und bayerischer Ersatz für den Glauben. Nicht Gotthilf Fischer. Der leitet Singgruppen, ist schlank und sang auf der Loveparade in Berlin einmal Hoch auf dem gelben Wagen. Einmal sah ich Gotthilf Fischer sogar einen Kinderchor dirigieren. An den Singknaben hätte Heidi Klum ihre Freude gehabt. Man kommt nicht umhin, spitz zu bemerken: und dies, obwohl die Kinder Bonbons aus Wurst von Thai-Muttis aus Liebe zugesteckt bekamen! An wen man musikalisch auch nicht vorbeikommt: Jürgen Drews. „Der weiß, wie man ein präsidiales Playback mimt!“ bellt Beyonce in ihr Mikrofon und bricht damit ihr Schweigen. Alle Achtung, für eine Sängerin!
An wen ich mich hingegen immer wieder gern erinnere, ist Robert Thurman. Wer war noch Robert Thurman? Ein tibetisch-budhistischer Mönch, bei dem der Dalai Lama ein- und ausgeht, wie Uma Thurman, die gar nicht so dicke Muse von Quentin Tarantino. Die Tochter von Herrn Thurmann nannte sich deshalb früher – ach, wie adrett – Uma Karuna.
Nein, Mitgefühl gibt es nicht, mit gewichtigen Mönchen. Wer Mönch ist in Thailand, dem wird alles zugesteckt, von dem sich weltliche Mitbesitzer der Erde erhoffen, es würde ihnen im Gegenzug eine Erleichterung im Leben einbringen. In diesem Leben oder einem naechsten. Wer weiß das schon. Auf dem Mars womöglich. Dazu Pommes und Cola. Fettes und Süßes. „Kein Mensch sieht so aus wie er wirklich ist!“ raunt Oscar Wilde von der Theke aus herüber und spült einen weiteren Whiskey-Cola runter.
In Australien forderte mich mal eine Dose Cola auf, ganz nah an sie heranzurücken und ganz genau hinzuhören, um dem Glücksgefühl zu lauschen, das sie nun beim Öffnen der Dose für mich entfesseln wolle. Allerhand, was alles erlebbar wird, wenn man nur Wasser mit reichlich Zuckerzusatz trinkt. (Und dann, wenn einer – um Zeit auf Busreisen totzuschlagen – Reklametexte auf Cola Dosen studiert.)
Und dann noch dies, posaunt Klaus Kleber: „Grad gestern flüsterte mir eine Zigarette zu: A maybe never feels free!“ Ich rief zurueck: „Well roared lion“, strich das Eselsohr aus meinem Reclam Heftchen und träumte weiter von einer smoke-freien Sommernacht in Bangkok. Und dies alles, während in Thailand Mönche von Curry, Klebereis und Kokosmilch light mit 0,2 Prozent Fett träumen, oder von Spaghetthi Bolognese mit frischem Basilikum , und dabei – jede Wette – erneut fette Beute in sich hineinschaufeln müssen.
Ein paar Wochen und Tempel weiter, hielt ich mich in Japan auf und lebte wie ein Mönch in einem Shukubo, einem Tempel-Hotel. Die Mönche dort geniessen die Shojin Ryori Küche. Das heißt im Klartext: Weder Fisch noch Fleisch. So zerplatzen Suhsi-Träume. Das Gemüse der Saison ist Trumpf. Alles leidenschaftlich getunkt in Essig, Ingwer, Wasabi, Salz und natürlich Shoyu, japanische Sojasoße. Vor mir auf dem Tablett warten Schälchen mit Tofu, Algen, Kürbis, Süßkartoffeln, Shiso Blättern und Sesam. Viel Sesam. Ein echtes Kunstwerk. Eine Karottenblume blüht mich vom Teller aus an. Ich trage rote Schlappen und eine Yukata, den Haus-Kimono, und sehe aus wie der kahle japanische Mönch, der mir mein Frühstück lautlos auf den Tisch stellt. Doch halt! Ganz schön dick ist der, bemerke ich sein alpines Profil, als er sich verbeugt und kehrt macht, um dann in seinen roten Schlappen den Gang entlang zu schlurfen. Yoga Stunde verpennt?
Da fahre ich im naechsten Jahr lieber wieder nach Thailand. Dort will ich gemeinsam mit Ottfried Fischer, Beyonce und Jürgen Drews auf roten Plastikstühlen hocken, Thai-Curry schlürfen und die thailändische Nationalhymne trällern. Fett!
2. Februar 2013
4 responses to Thailand.
Mollige Mönche.
Wie wahr, wie wahr. Toller Beitrag.
Was mir aufgefallen ist sind die digitalisierten Mönche, mit dicken Spiegelreflexkameras, Laptop und Smartphones. Soviel zu Bescheidenheit. Man muss eben Prioritäten setzen.
Viele Grüße aus Kambodscha
Eva und Flo
stimmt, die moenche sind da wirklich auf der hoehe der technikzeit. in tokio habe ich ein gruppe moenche im groessten technikkaufhaus der stadt shoppen sehen. gute reise im wundervollen kamboscha weiterhin!
Ein total lustiger und wahrer Beitrag!:)
hallo kerstin. freut mich, dass dir die kolumne gefaellt. habt ihr denn da erfahrungen in thailand gesammelt, mit molligen moenchen oder volunteers?