Ubud. Komm Suesser Tod.

Manchmal ist das Universum wunderbar grosszuegig mit einem.

Nein, ich hatte nicht Eat, Pray, Love gelesen.

Nein, ich wusste nicht, was Ubud ist.

Nein, ich wollte nicht hierher.

Und doch bin ich ein zweites Mal gekommen.

Ubud ist fuer Anfaenger. Fuer alle, die Mitte Vierzig sind und eine beliebige Krise vorzuweisen haben. Und gern auf Yoga-Matten liegen. Alle in Ubud.

Ich bin World Traveler!

Daher kann Ubud gar nicht fuer mich sein. Ich bin World Traveler – individueller, cooler, abentuerlustiger. Immer unterwegs. Auf der Strasse des Lebens. Keine Rede vom Ankommen. Schon mal Tolkien gelesen? Nicht jeder der umherirrt ist verloren. Yoga – ich glaub es geht los!

Ich treffe Bettina, die Mitte Vierzig ist. Sie hat ihr Haus in Deutschland verkauft. Mutig ist das. Jetzt lebt sie in Ubud und strahlt. Und sie macht Yoga. Deutschland sei ihr wie ein Gefaengnis vorgekommen. Deshalb sei sie abgehauen. Bali sei wie eine Zwiebel – unter jeder Schicht entdecke man etwas Neues, Unbekanntes. Fuer sie ist es Traum, Abenteuer und Freiheit. So, so!

Und dann ist da Ulf. Er habe mit Vierzig zum Bestatter umgeschult. Nun traegt er einen schwarz-karierten Sarong, ein weisses Hemd und einen fast vollstaendig rasiert Schaedel, uber den er unablaessig mit seiner Hand streicht. Nach nur sechs Wochen spricht Ulf indonesisch mit seinem Vermieter und betet Chakras.

Komm, suesser Tod!

Er erzaehlt, wie es zu einem Wettlauf unter den Leichenbestattern seiner Stadt gekommen sei, waehrend er sich ein weiteres Glas Arak, den balinesischen Reisschnaps, eingiesst und genuesslich daran nippt. Sie haetten im Wagen gesessen und den Polizeifunk abgehoert. Wer am schnellsten war, hatte den Auftrag sicher. Manchmal haetten sie den Namen der Firma auf dem Wagen mit einem anderen ueberklebt. Jede neue Leiche bedeute Geld. Komm, suesser Tod!

Er habe die Faelle uebernommen, die sonst keiner anfassen wollte. Einmal, beim Versuch die Leiche in den Sarg zu hieven, habe er ein Bein von der Leiche abgerissen. Wie einen Haehnchenschenkel. Jetzt ist er in Ubud – und denkt nicht mehr an Selbstmord. Fuer ihn ist es Therapie.

Es ist einfach. Wir brauchen nur stolz und ironisch zu sein – und ignorant. Dann ist es einfach zu sagen: Ubud ist nichts fuer mich – ich bin keine Vierzig, kann gerade keine Krise finden und besitze keine Yoga-Matte. Nur, dann geben wir das Beste im Leben auf. Das Suesse.

Ich liebe Ubud, esse und mache Yoga. Mehr nicht. Warum auch? Es ist wunderbar.

26. März 2012

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